• Psychotherapie während Corona: 75.000 mehr Patienten, 50 % der Therapeuten fallen bald aus, Tsunami kommt noch

    Das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW) führte vom 15.12.2020 bis 06.02.2021 eine Umfrage zu Mehrbelastungen von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in der Corona-Pandemie durch.

    An der Online-Umfrage nahmen 527 Behandlerinnen und Behandler im Bereich Psychotherapie und Psychiatrie teil. Wichtigste Erkenntnis, die Nachfrage nach professioneller Hilfe hat deutlich zugenommen. Im Durchschnitt kamen pro Woche 2,5 neue Patientinnen und Patientinnen in jede Praxis. Hochgerechnet auf 30.000 Behandlerinnen und Behandler in Deutschland entspricht dies 75.000 zusätzlichen Patienten pro Woche.

    Dieser deutliche Anstieg bleibt nicht ohne Folgen. Mehr als die Hälfte aller Befragten fühlen sich sehr belastet oder schlimmer. 28,7 Prozent der Behandlerinnen und Behandler antworteten „fühle mich sehr belastet“, 17,6 Prozent fühlten sich „so belastet, dass ich an meine Grenzen stoße“ und 8,3 Prozent „so belastet, dass ich bereits körperliche bzw. psychische Symptome bekommen habe“. Im Gegenzug fühlen sich 40 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer „etwas mehr belastet“ und 4,9 Prozent „nicht weniger und nicht mehr belastet als vorher“.

    Zusätzlich zu der empfundenen Belastung wurde nach Krankheitssymptomen gefragt. Am häufigsten genannt: Überlastungsreaktionen (5,3%), Schlafstörungen (3,6%) und somatoformen Störungen (2,5%).

    Der Vorsitzende des deutschen Psychotherapeuten Netzwerks (DPNW) Dieter Adler zeigt sich besorgt: „Wir sehen mit großer Sorge den Anstieg der Patientenzahlen und die damit einhergehenden Belastungen unseren Kolleginnen und Kollegen. Wir müssen uns jetzt für Ihre Entlastung einsetzen, damit wir und unsere Patienten die Pandemie nicht nur physisch, sondern auch psychisch unbeschadet überstehen können.“

    Was sich Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu Ihrer Entlastung wünschen, geht aus Freitextantworten der Umfrage hervor: Die häufigste Antwort (79 Nennungen) war das Verlangen nach weniger Bürokratie. Außerdem wünschte sich ein Großteil der Befragten, dass Telefon- und Videotherapien genauso wie Präsenz-Therapiestunde abgerechnet werden können und schneller genehmigt werden (36 Nennungen). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind zudem davon überzeugt, dass weitere Kassensitze und mehr zugelassene Kolleginnen und Kollegen wesentlich zur Entlastung beitragen würden (32 Nennungen).

    Viele hadern mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen und dem Druck sich an die Telematik-Infrastruktur anschließen lassen zu müssen (24 Nennungen). Hierbei entstehe zusätzlicher Stress durch mannigfaltige neue Aufgaben und Auflagen, der Anschaffung neuer Technik und der Angst vor Honorar-Sanktionen bei Nichtanschluss.

    Die meisten Behandlerinnen und Behandler gaben an, dass es helfen könnte, vorübergehend das Gutachterverfahren auszusetzen (165 Nennungen). Außerdem fanden es viele hilfreich, Erstattungstherapien vorübergehend ohne besondere Prüfung zuzulassen (152 Nennungen) sowie Therapiefortsetzungen für Ausbildungskandidaten (PIA) nach der Approbation zu gestatten (152 Nennungen).

    115 Personen gaben an, dass eigene Vermittlungsstellen mit freien Therapiekapazitäten helfen würden, die nicht unter Aufsicht der Kassenärztlichen Vereinigungen und Kammern stehen.
    102 Befragte plädieren für eine Vereinfachung des Gutachterverfahrens und für mehr Therapiekontingente für Ausbildungskandidaten (97 Nennungen).

    Tsunami kommt erst noch
    Fast 60 Prozent der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (302 Antworten) bejahten die Frage „Glauben Sie, dass nach der Corona-Pandemie eine „Welle“ mit psychischen Erkrankungen auf unsere Praxen zukommen wird?“ Lediglich 58 verneinten dies, 128 waren unentschlossen.
    Nach Ansicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollte nun vermehrt die Diskussion geführt werden, wie Mehrbelastungen im psychiatrischen und psychotherapeutischen Bereich genau aussehen und wie diese gemindert werden können.

    Dieter Adler meint dazu: „Wir brauchen nun die richtigen Weichenstellungen, um unsere Kolleginnen und Kollegen zu stützen. Wir müssen die Bedürfnisse von Psychiatern und Psychotherapeuten in den Fokus rücken, damit diese nicht ausfallen. Ohne deutliche Entlastungen können wir gute psychotherapeutische Behandlungen abschreiben. Dann rollt auf uns eine Tsunami-Welle an psychischen Erkrankungen zu, der wir nicht mehr Herr werden.“

    Über den Verband
    Das „Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk – Kollegennetzwerk Psychotherapie“ (DPNW) wurde am 02.05.2019 in Bonn gegründet. Es hat 1.600 Mitglieder und 12.000 Abonnenten seines Freitags-Newsletters. Damit ist der DPNW drittgrößter Berufsverband im Bereich Psychotherapie. Der Vorstand besteht aus: 1. Vorsitzender: Dipl.-Psych. Dieter Adler, 2. Vorsitzende: Dipl.-Psych. Claudia Reimer, Kassenwart: Dipl.-Psych. Robert Warzecha. Mehr unter: www.dpnw.de

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